Wie Städte, Kommunen und Verwaltungen für dumm verkauft werden
Es wird nicht weniger, eher schlimmer.
Die Anfrage eines Bürgermeisters einer Gemeinde bei der Suche nach einem Trinkwasserbrunnen hat eine 1-Personen-Firma auf den Plan gerufen, die der Gemeinde einen 100%en Erfolg bei der Bohrung mit einem neuarigen Verfahren zusagt.
Der Name wird verständlicherweise hier nicht genannt, auch alle weiteren Namen bleiben anonym, aber der Text isi Wort für Wort authentisch.
Aus der online Zeitung
……. Alllgemeine:
Störzonen mit Trinkwasser
Stand:25.10.2017, 19:52 Uhr
Von: Autor xyxy
»Jetzt« – L. rammt neben einem grauen Kasten einen Metallstab in den Boden und I. schaut gebannt auf den Monitor am Handgelenk. Zacken sind zu erkennen, der Sensor im Kasten hat die Schwingungen des Stoßes erfasst. Damit prüft B., wo erfolgreich der neue Brunnen für U. gebohrt wird.
Da haben die U.er Stadtverordneten schnell geschaltet: Für 6000 Euro erkundet die Firma xy den Bereich beim Hochbehälter U., um dort einen Brunnen zu bohren. Mit einer Präsentation überzeugten drei Vertreter der Firma aus xy am Montag die Stadtwerke-Kommission, den Suchauftrag zu erteilen. In der Sitzung des Haupt- und des Bauausschusses stimmte auch der Magistrat zu. Hintergrund ist die vergebliche Suche nach gutem Trinkwasser für die …stadt, weil die oberflächennahe Schürfquelle immer wieder verkeimt. Deshalb hat die Stadt bereits für 150 000 Euro vergeblich nach einem Brunnen bohren lassen, wie Bürgermeister …… resümierte. A., F. und I. von xyxy boten nun an, mit ihrer Bodenuntersuchung einen Brunnen zu finden. Das Verfahren ist unter Geophysikern umstritten, sagten die Vertreter, aber sie sicherten eine fast 100-prozentige Trefferquote zu.
»Sehr, sehr zuversichtlich«
Die Wiese am Hochbehälter U. hat B. bereits am Nachmittag vor der Ausschusssitzung grob untersucht. Er fand zwei Stellen mit tektonischen Störzonen, die erfolgversprechend sind. Nötig ist aber eine genaue Untersuchung, die am Mittwoch startete. »Ich bin sehr, sehr zuversichtlich«, sagte er beim Sichten der ersten Ergebnisse.
Zur Illustration haben H., W. und B. am Montag eine Dokumentation des ZDF-Magazins ….. mitgebracht, die vom »Wasserwunder in P.« handelte. In dem ……. Ort hat xyxy binnen eineinhalb Tagen einen Brunnenstandort gefunden, der nun Wasser für den ganzen Ort liefert. Auch in der indischen Wüstenregion xyxy haben die xy-Leute einen Brunnen erschlossen. »Es gibt fast überall Wasser, man muss nur an der richtigen Stelle bohren«, gab sich B. überzeugt. Wenn man zwei Meter neben einer Tektonik bohre, komme nicht genug Wasser.
Auf die Frage nach Erfahrungen sagte Weller, man habe über 100 Untersuchungen gemacht, bislang sei die Trefferquote 100 Prozent bei einer oder zwei Bohrungen.
So beschloss die Betriebskommission der Stadtwerke, xyxy mit der Untersuchung am Hochbehälter zu beauftragen. Die eigentliche Brunnenbohrung werde rund 70 000 Euro kosten, sagte H. Wenn Wasser in ausreichender Menge gefunden wird, will xyxy eine Erfolgsprämie von 70 000 Euro für Suche und Bohrbegleitung. Über die Vergabe der Brunnen-Bohrung entscheiden die Parlamentarier später.
Kommentar von www.ernstson.de zu dieser „Masche“, die ähnliche Vorgänger seit Dekaden hat:
Die meist 1-Personen-Firma hat eine „tolle´“ Internetseite, wo von Wissenschaft, Technik und Analysen geschrieben wird und Bagger, sprudelndes Wasser und eine graue Kiste mit einer Metallstange gezeigt werden, aber kein Wort darüber verloren wird, was denn in der Kiste drin ist und welch physikalisches Verfahren auf die Tektonik in 100 m Tiefe die Schwingungen am Hangelenk reagiert, und welche Analyse die Tektonik in diesen 100 m Tiefe aufzeigen soll. Fachleute der Geologie oder Geophysik? Fehlanzeige.
Es ist unglaublich, für wie dumm die Leute, Bürgermeister, Stadtverordnete, Magistrat und Bauausschüsse, verkauft werden.
Die „Geschaftsidee“ dieser 1-Personen-Firma ist ganz einfach: Ich biete mit viel Brimborium potentiellen Auftragebern praktisch 100 % Erfolgsgarantie an, selbst an geologisch unsinnigen Orten, und das zunächst ohne Kosten (!) allein auf Erfolgsbasis.
Wie sieht die aus? Nach dem Zeitungsbericht beträgt die 70 000 Euro für ein paar Hammerschläge bei der mysteriösen grauen Kiste sowie eine Bohrbegleitung, was auch immer das dann ist.
Und nun die lohnende Rechnung für die „Firma“: Sie macht sagen wir im Jahr nur für 10 Aufträge die Kisten-Rohrhammer-Methode für ein paar Minuten. Von diesen 10 Einsätzen sind angenommen neun erfolglos und liefern trockene oder unergiebige Bohrungen (das ist auch so die Quote bei Wünschelrutengängern). Eine aber ist durch Zufall fündig. Für diesen Fall erhält die „Firma“ nun 70 000 Euro und damit für jeden erfolglosen Einsatz 6300 Euro. Gutes Jahreseinkommen für diesen Schwachsinn.
Die Methode ist unter Geophysikern umstritten, sagt xxxx, was grober Unfug ist. Sie wird als absoluter Humbug und grotestke Irreführung (um ein eher zutreffendes Wort nicht schreiben zu müssen) möglicher Auftraggeber bezeichnet. Auch die angesprochene ZDF-Fernsehsendung und die Moderatoren sind diesem Humbug voll auf den Leim gegangen.