Problematische Magnetfeldmessungen in der Kampfmittelräumung
Auf den Fachtagungen „Kampfmittelbeseitigung“ 2010 und 2014 der DFABG (Deutsche Feuerwerker Ausbildungs- und Beratungsgesellschaft mbH) in Bad Kissingen war die EBINGER Prüf-und Ortungstechnik GmbH, Köln und Wiesbaum, mit zwei Vorträgen von Prof. Dr. Kord Ernstson, dem wissenschaftlichen Berater der Firma vertreten.
Die unmagnetische Bombe – ein Märchen?
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Der Vortrag von 2010 mit dem Titel „Die unmagnetische Bombe – ein Märchen?“ griff die in der Kampfmittelräumung noch immer verbreitet praktizierte Methode auf, Kampfmittelfreiheit verdächtiger Areale allein aufgrund von Messungen des Magnetfeldes mit Magnetometern auszusprechen. Dabei wird komplett die Physik des Magnetismus mit induzierter und remanenter Magnetisierung, speziell mit der remanenten Magnetisierung von Kampfmitteln als eine völlig unbestimmte aber nicht wegzudiskutierende und grundsätzlich zu berücksichtigende Größe verdrängt.
Unglücklicherweise wird dieser Sachverhalt, der gravierende Konsequenzen impliziert, weiterhin in der Kampfmittelräumung fahrlässig ignoriert, wenn allein auf Magnetfeldmessungen vertraut wird und regelmäßig aus der Amplitude gemessener Anomalien und über das modellierte Dipolmoment auf die Eisenmasse und die Größe und damit auf die Relevanz als gefährlich oder nicht gefährlich geschlossen wird, was gleichermaßen Feld- und Bohrlochmessungen betrifft. Bomben können bei remanenter Magnetisierung magnetisch „unsichtbar“ werden, wenn remanente und induzierte Magnetisierung sich weitgehend oder völlig kompensieren und ein kleines Signal-Rausch-Verhältnis kein Erkennen mit der Magnetik zulässt. Es lassen sich entsprechende Beispiele von Testfeldern anführen, und es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass auf nach Magnetfeldmessungen freigegebenen Arealen weiterhin unentdeckte Bomben auch in geringeren Tiefen „schlummern“.
Es ist deshalb überfällig, dass ein Umdenken bei Behörden einsetzt, aber auch bei Firmen, die weiterhin Hochglanzprospekte vertreiben, in denen nach wie vor zu lesen ist, dass die Amplituden gemessener Magnetfeld-Anomalien etwas über die Größe der Objekte und damit über eine Gefährlichkeitsrelevanz aussagen
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Dreiachs-Magnetometer: Was bringen sie bei der Bohrloch-Sondierung in der Kampfmittelortung?
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Der zweite Vortrag auf der Tagung vom Februar 2014 widmete sich dem Thema „Dreiachs-Magnetometer: Was bringen sie bei der Bohrloch-Sondierung in der Kampfmittelortung?“. In der Kampfmittelortung mit Magnetfeldmessungen werden seit einiger Zeit vermehrt Dreiachsmagnetometer in Bohrungen zur Registrierung der Totalintensität und ihrer Komponenten eingesetzt. Als Ersatz für die herkömmlichen Vertikal-Differenzmagnetometer („Gradiometer“) sind sie nicht unumstritten. Der Vortrag und die hier anklickbare Präsentation klären über die einfachsten Zusammenhänge und gängige Irrtümer auf, beschreiben die Ergebnisse experimenteller Messreihen mit dem Dreiachser an einfachen Störkörpern und heben hervor, dass die grundsätzlichen Probleme der passiven Magnetfeldmessungen in der Kampfmittelortung (siehe oben die Präsentation von 2010) auch beim Einsatz eines Dreiachsmagnetometers dieselben bleiben. Eine sinnvolle Ausnutzung der Möglichkeiten eines Dreiachsers verlangt eine hohe fachliche Qualifikation für den Umgang mit Vektorfeldern und geophysikalischen Feldern allgemein. Ein Grund, Dreiachs-Magnetometer in der Kampfmittelortung zwingend vorzuschreiben, existiert nicht. Für angebliche Vorteile bei bestimmten Messkonstellationen gibt es keine Belege, die eine Reproduzierbarkeit untermauern würden, und physikalische Gründe sind nicht erkennbar.
Dreiachs-Magnetometer: Was bringen sie bei der Bohrloch-Sondierung in der Kampfmittelortung?
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